Eines gleich vorweg: Rechenstörung bzw. Dyskalkulie steht in keinem Zusammenhang mit niedriger Intelligenz. Die genauen Ursachen einer Störung der Rechenfähigkeit ist bislang noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedenfalls von einem multifaktoriellen Modell ausgegangen, d.h. das Zusammenspiel mehrerer Faktoren entscheidet, ob sich bei einem Kind eine Rechenstörung zeigt. Die drei wichtigsten Faktoren dabei sind:

Genetische Faktoren

Ist ein Elternteil oder ein Geschwisterkind von einer Rechenstörung betroffen, so gilt dies als Risikofaktor und kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass auch bei dem anderen Geschwisterkind eine Dyskalkulie auftritt. Gemäß Familien- und Zwillingsstudien ist die Risikowahrscheinlichkeit in diesem Fall um das 5- bis 10-fache erhöht.

Neurobiologische Faktoren

Als weiterer auslösender Faktor gilt das unzureichendes Zusammenspiel verschiedener Gehirnregionen und neuronaler Verarbeitungsprozesse.  Betroffen sind hier meist das numerische Mengenverständnis, das sprachliche Verarbeiten von Sachinformationen oder das Verständnis für Zahlräume.  

Denk- und wahrnehmungsprozesse

Indirekt spielen auch kognitive Verarbeitungsprozesse eine Rolle, da sie sich auf die Rechenfertigkeiten des Kindes auswirken. Aus diesem Grund ist es im Rahmen der diagnostischen Abklärung und für die Erstellung eines geeigneten Förderplans von großer Bedeutung die Aufmerksamkeitsleistung, das Arbeitsgedächtnis und die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit mit zu erfassen.  

Früherkennung ist entlastend!

Bereits im Vorschulalter entwickeln Kinder mathematisches Grundverständnis als Vorläuferfähigkeit. Eine eventuell vorhandene Rechenstörung kann daher bei Auffälligkeiten in der Entwicklung des rechnerischen Denkens bereits im Vorschulalter als Verdachtsdiagnose festgestellt und mit präventiver Förderung begleitet werden. Ab dem Ende der 1. Klasse Volksschule kann eine Dyskalkulie gesichert diagnostiziert werden. 

Bei ungünstigen Rahmenbedingungen kann es zu psychischen und emotionalen Belastungen kommen, wenn das Kind z.B. ein negatives Selbstbild entwickelt („Ich bin so dumm!“), weil es merkt, dass ihm das Rechnen schwerer fällt als seinen Freunden. Auch Druck von außen wirkt sich negativ auf die Psyche des Kindes aus („Du musst mehr üben! Wieso hast du schon wieder so viele Fehler bei der Rechenprobe?“). 

Falls Sie sich unsicher sind, ob auch Ihr Kind von einer Rechenschwäche oder einer Rechenstörung betroffen sein könnte, kontrollieren Sie gerne anhand der Checkliste, ob eine Dyskalkulie-Diagnostik eventuell sinnvoll sein könnte:  

Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne in einem unverbindlichen Beratungsgespräch zur Verfügung!

Herzliche Grüße,

 Gerda Neumann