Gerne Lernen

Eltern kommen häufig zu mir in die Praxis, um die Ursache der Lernprobleme Ihres Kindes herauszufinden. Dass eventuell eine Rechenschwäche, Rechenstörung bzw. Dyskalkulie vorliegen könnte, darauf stoßen Eltern leider immer noch eher aufgrund von Eigenrecherche oder weil sie bereits im Bekanntenkreis davon gehört haben. Viel zu selten wird die Austestung auf Dyskalkulie bzw. Rechenschwäche von den Klassenlehrern empfohlen. Dabei erspart das frühzeitige Erkennen und Fördern viele Frusterlebnisse. 

Erfahren Sie hier, was Dyskalkulie überhaupt ist, was der Unterschied zwischen Rechenschwäche und Rechenstörung ist und woran Sie erkennen können, dass Ihr Kind eventuell davon betroffen ist. 

Betrifft Dyskalkulie nur Kinder, die weniger begabt sind?

Ganz im Gegenteil! Dyskalkulie bzw. Rechenstörung zählt zu den Teilleistungsstörungen. Das heißt, dass Kinder mit Rechenstörung oder Rechenschwäche in anderen Bereichen durchschnittlich oder sogar überdurchschnittlich gut begabt sind und nur der Teilleistungsbereich „Rechnen“ Probleme bereitet. Im Zeugnis zeigt sich dies oft ganz deutlich, dass diese Kinder überall gute Noten haben, nur in Mathematik will sich der Erfolg nicht einstellen. 
Deshalb gehört zu einer professionellen Dyskalkulie-Diagnostik auch unbedingt – zusätzlich zu einer Überprüfung der Rechenfähigkeiten und der angewandten Rechenstrategien – ein allgemeiner Leistungstest zur Erstellung eines Stärken-Schwächen-Profils über sämtliche  – für das Lernen notwendige  – Teilleistungen mit dazu. Kinder mit Dyskalkulie bzw. Rechenstörung sind daher mindestens durchschnittlich gut, wenn nicht sogar überdurchschnittlich gut begabt und haben nur in einzelnen Teilbereichen individuelle Defizite. 

 Wie erkenne ich, ob mein Kind eine Dyskalkulie oder Rechenschwäche hat?

Kinder mit Dyskalkulie oder Rechenschwäche fallen gerne immer wieder in das zählende Rechnen zurück. Gewisse Rechenoperationen werden nicht verstanden bzw. nicht längerfristig gemerkt, da das Verständnis dafür fehlt. Aber Achtung! Nicht jedes Kind, das beim Rechnen die Finger verwendet hat automatisch eine Rechenstörung oder eine Rechenschwäche! Bis zum Ende der ersten Klasse Volksschule ist es  ganz unbedenklich und die Finger eine sehr anschauliche Rechenhilfe für Ihr Kind. Der „normale“ Weg wäre dann jedoch, dass das Kind zunehmend erkennt, dass an jeder Hand 5 Finger sind und diese Gesamtheit – ohne jedes Mal wieder von vorne zu zählen zu beginnen – erkennt und nützt. Weitere typische Hinweise sind Probleme beim Aufteilen und Ergänzen von Mengen, beim Erlernen des Zehnerübergangs, in der Zahlraumorientierung, beim Erlernen der Uhrzeiten oder beim Umwandeln von Maßeinheiten.
Eine Checkliste für die erste eigene Abschätzung, ob ihr Kind von Dyskalkulie oder Rechenschwäche betroffen sein könnte, finden Sie hier:   

AB WANN SPRICHT MAN VON Dyskalkulie?

Damit eine Dyskalkulie bzw. Rechenstörung festgestellt werden kann, muss die Rechenleistung des Kindes deutlich von der altersentsprechenden Norm abweichen und weit unter der zu erwartenden Leistungsfähigkeit des Kindes liegen. Dies wird in sogenannten Prozenträngen (PR) ausgedrückt. Die Prozentränge reichen von 1 bis 100; die mittleren 50 Prozent (25-50) bezeichnen den Durchschnittsbereich. Eine Dyskalkulie-Diagnose wird (zumeist) dann gestellt, wenn die Rechenleistung bei Prozentrang 16 oder darunter liegt.
Die Rechenschwäche ist eine weniger stark ausgeprägte Form der Dyskalkulie. Wir sprechen von Rechenschwäche, wenn das Kind unterdurchschnittliche Rechenleistungen mit einem Prozentrang von <25 aber >16 erreicht. 

AB WANN LÄSST SICH Dyskalkulie FESTSTELLEN?

Eine gesicherte Überprüfung, ob das Kind eine Rechenschwäche bzw. eine Rechenstörung hat oder nicht, kann bereits ab Ende der ersten Klasse Volksschule durchgeführt werden. Sollten Sie jedoch schon vorher Bedenken haben, bzw. es in der Familie bereits Betroffene geben oder Ihr Kind sehr unwillig rechnen oder deutliche Probleme bei Mengenbegriffen zeigen, ist es sinnvoll die sogenannten Vorläuferfähigkeiten und Risikofaktoren zu überprüfen und es gegebenenfalls schon früher gezielt zu unterstützen. Das erspart dem Kind unnötige Frustrationen.

Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne in einem unverbindlichen Beratungsgespräch zur Verfügung!

Herzliche Grüße,
Gerda Neumann