Gerne Lernen

Das Ende der Sommerferien naht und damit beginnt für viele Eltern von Schulanfängern ein neuer Lebensabschnitt. Aus meiner Erfahrung als Psychologin, Lehrerin und nicht zuletzt als zweifache Mutter von Schulkindern weiß ich, dass zu Schulbeginn nicht nur Kinder sondern vor allem auch deren Eltern vor neuen Herausforderungen stehen.

Aller Anfang ist gar nicht so schwer, wenn man ein paar einfache Punkte beachtet.

Als Hilfestellung habe ich die 10 wichtigsten Tipps für Eltern zusammengestellt, die mit wenig Aufwand und Kosten umzusetzen sind:

10 Tipps für den erfolgreichen Schulstart

Tipp #1: Fördern Sie die Selbstständigkeit Ihres Kindes.

In der Schule wird von Ihrem Kind erwartet, vieles möglichst ohne Hilfe erledigen zu können. Kindern, die bereits gewöhnt sind, kleine Aufgaben selbstständig zu erledigen, fällt das auch in der Schule leichter. Achten Sie bereits jetzt darauf, Ihrem Kind ausreichend Zeit zu geben um sich alleine an- und umzuziehen, denn besonders unter Zeitdruck neigen manche Eltern dazu, den Kindern Aufgaben abzunehmen, um schneller fertig zu sein. Lassen Sie Ihr Kind bei Alltagsroutinen wie Tischdecken, Einkaufen oder Aufräumen mithelfen. Dabei kann es Erfahrungen über Handlungsabläufe sammeln und gewinnt gleichzeitig Selbstvertrauen in das eigene Können.

Tipp #2: Spielen Sie gemeinsam!

Keine Angst, Sie müssen nicht 10 Stunden am Tag mit Ihrem Kind spielen. Gestalten Sie die Spielzeiten flexibel nach Ihren Möglichkeiten – jeden zweiten Tag 10 bis 15 Minuten sind mehr als genug. Kartenspiele, wie UNO oder Quartett – und Brettspiele, wie „Mensch ärgere dich nicht“, fördern die Konzentration und das Durchhaltevermögen Ihres Kindes. Es genießt das gemeinsame Tun und Ihre Aufmerksamkeit und lernt nebenbei Frustrationen besser auszuhalten, sich an vorgegebene Regeln zu halten und zu warten bis es an die Reihe kommt.

Tipp #3: Nehmen Sie die Sorgen Ihres Kindes ernst.

Stellen Sie sich vor Sie müssten eine neue Stelle in einer Firma antreten von der Sie nichts wissen und auch nicht ob sie den Anforderungen gerecht werden können. Nicht viel anderes geht es Kindern vor dem ersten Schultag. Natürlich sind da manche Kinder verunsichert, wenn sie nicht wissen, was in einer neuen Situation auf sie zukommt. Information hilft und vermittelt Ihrem Kind Sicherheit und Planbarkeit: Wie sieht es dort aus? Wann werde ich wieder abgeholt? Wie heißt meine Lehrerin? Wen kenne ich schon? Was werde ich dort tun? Vergessen Sie dabei nicht zu erwähnen, dass es in der Schule nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen gibt, sondern auch Turnen, Singen und Basteln. Gehen Sie vorsichtig mit Bemerkungen wie „bald beginnt der Ernst des Lebens“ oder ähnlichen um. Kinder in diesem Alter nehmen Redewendungen zumeist noch wörtlich wodurch Unsicherheiten und Ängste entstehen können. Schule soll positiv besetzt sein und möglichst auch bleiben!

Tipp #4: Ihr Kind braucht einen eigenen Arbeitsplatz.

Richten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einen Arbeitsplatz ein, lassen sie Ihr Kind dabei soviel wie möglich selbst gestalten. Je wohler sich Ihr Kind an seinem Arbeitsplatz fühlt, desto lieber wird es sich dort aufhalten und seine Aufgaben an diesem Ort erledigen. Sorgen Sie für ausreichend Licht, wobei sich die Lampe bzw. das Fenster idealerweise bei Rechtshändern an der linken Seite bzw. bei Linkshändern an der rechten Seite des Arbeitsplatzes befinden sollte, damit sich Ihr Kind beim Schreiben selbst keinen Schatten macht. Kontrollieren Sie ob der Arbeitsplatz aufgeräumt ist. Ordnung und ausreichend Ruhe sind wesentliche Voraussetzungen für konzentriertes Arbeiten.

Tipp #5: Fernsehen in Maßen.

Achten Sie auf geregelte Fernsehzeiten in einem vernünftigen Ausmaß (bei Schulanfängern maximal 1 Stunde pro Tag). Das Gehirn kann sich übrigens beim Fernsehen nicht erholen sondern muss eine Vielzahl von Informationen verarbeiten – haben Sie schon mal bewusst darauf geachtet, wie schnell die Bilder bei Comic-Serien wechseln? Für einen guten Start in den Tag lassen Sie den Fernseher beim Frühstück besser noch abgedreht. Auch unmittelbar nach dem Lernen wirkt sich Fernsehen auf das Merken und Verarbeiten des soeben Gelernten negativ aus (Störung des sogenannten Konsolidierungsprozesses).

Tipp #6: Gesunde Ernährung macht Ihr Kind leistungsfähig.

Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind genug Zeit zum Frühstücken hat. Frühstücksverweigerer sollten wenigstens ein Glas Milch oder Kakao, ungesüßten Tee oder verdünnten Fruchtsaft trinken. Als gesunde Jause bieten sich belegte Vollkornbrote, frisches Obst, Gemüse und Nüsse an. Diese lassen sich je nach Jahreszeit in unzähligen Arten variieren, so wird die gesunde Schuljause Ihrem Kind nicht langweilig. Achten Sie auch darauf, dass Ihr Kind genügend Flüssigkeit zu sich nimmt: Wasser, verdünnte Obstsäfte oder ungezuckerter Tee sind gute Durstlöscher.

Tipp #7: Machen Sie Ihr Kind mit den Gefahren des Schulweges vertraut.

Suchen Sie den für Ihr Kind sichersten Weg zur Schule und gehen Sie diesen gemeinsam mit Ihrem Kind immer wieder ab. Wie lange brauchen Sie dafür? Was liegt am Weg? Worauf soll Ihr Kind besonders achten? In den ersten Schulwochen braucht Ihr Kind bestimmt noch die Begleitung eines Erwachsenen. Kinder dieses Alters können die Gefahren des Straßenverkehrs noch nicht abschätzen und lassen sich leicht ablenken. Eventuell gibt es an der Schule ältere Kinder, die den gleichen Weg haben oder Sie arrangieren sich mit anderen Eltern und wechseln einander in der Schulbegleitung ab. Der erste Elternabend an der Schule bietet nicht nur Erstinformation seitens der Schule sondern auch gute Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen Klasseneltern.

Tipp #8: Strukturieren Sie den Tagesablauf Ihres Kindes.

Spätestens ab dem 1. Schultag muss Ihr Kind einen Zeitplan einhalten um rechtzeitig in der Schule zu sein. Gewöhnen Sie es besser schon früher daran, sofern Ihr Kind nicht ohnehin zu den Frühaufstehern gehört. Sehr hilfreich ist es, wenn Sie die Kleidung für den nächsten Tag gemeinsam mit Ihrem Kind bereits am Abend zurechtlegen. So ersparen Sie sich eventuelle Diskussionen in den Morgenstunden und ermöglichen Ihrem Kind Selbstständigkeit und Mitspracherecht.

Tipp #9: Unterstützen Sie Ihr Kind in der Organisation.

Wo kommen die Hefte, Buntstifte und Filzstifte hinein? Sind die Bleistifte gespitzt? Was brauche ich in der Schultasche und was nicht? Achten Sie besonders anfangs gemeinsam mit Ihrem Kind auf Ordnung in der Schultasche und im Federpennal, es weiß noch nicht, wo es beginnen soll und braucht ein Ordnungssystem als Hilfestellung. Wenn diese Handgriffe sitzen und zur Selbstverständlichkeit geworden sind, gewinnt Ihr Kind wertvolle Lern- und Spielzeit.

Tipp #10: Ihr Kind braucht genug Freizeit!

Die Kursangebote mögen verlockend klingen, können jedoch im Laufe des Semesters zu einem hohen Stressfaktor für die gesamte Familie werden. Lassen Sie es ruhig angehen, das erste Schuljahr bringt ohnehin viel Neues und Ihr Kind braucht freie Spielzeit für sich alleine und mit seinen Freunden.

Mit ein wenig Organisation und anfänglichem konsequenten Dranbleiben wird der Schulstart auch für Sie zum Kinderspiel! Bei Unsicherheiten oder unerwarteten Problemen stehe ich Ihnen selbstverständlich gerne für ein Beratungsgespräch zur Verfügung (Terminvereinbarungen unter oder 0680/507 37 63).

 

Herzliche Grüße,

Gerda Neumann