Sehr häufig kommen Eltern mit der Frage zu mir, ob ihr Kind Legastheniker sei und möchten es austesten lassen. Die Lehrerin habe dies empfohlen, weil es beim Schreiben die Buchstaben b und d verwechsle,  weil es zu vielen Rechtschreibfehlern komme, weil es noch nicht so gut lesen könne, wie andere Kinder in der Klasse oder weil es eine große Abneigung gegen das Lesen und/oder Schreiben habe.

Sind nur wenig begabte Kinder Legastheniker?

Ganz im Gegenteil! Legasthenie, auch bekannt unter Lese-Rechtschreibstörung, zählt zu den Teilleistungsstörungen. Damit meint man, dass nur ein Teilbereich aus einer Vielzahl anderer Leistungen beeinträchtigt ist. Deshalb gehört zu einer professionellen Legasthenie-Diagnostik auch unbedingt – zusätzlich zu einer Überprüfung der Lese- und Rechtschreibfähigkeiten – ein allgemeiner Leistungstest um ein Stärken-Schwächen-Profil über sämtliche  – für das Lernen notwendige  – Teilleistungen zu erstellen. Kinder mit Legasthenie bzw. Lese-Rechtschreibstörung sind daher mindestens durchschnittlich gut, wenn nicht sogar überdurchschnittlich gut begabt und haben nur in einzelnen Teilbereichen individuelle Defizite.

Ab wann spricht man von Legasthenie?

Damit eine Legasthenie bzw. Lese-Rechtschreibstörung festgestellt werden kann, muss die Lese- bzw. Rechtschreibleistung des Kindes deutlich von der altersentsprechenden Norm abweichen und weit unter der zu erwartenden Leistungsfähigkeit des Kindes liegen. Dies wird in sogenannten Prozenträngen (PR) ausgedrückt. Die Prozentränge reichen von 1 bis 100; die mittleren 50 Prozent (25-50) bezeichnen den Durchschnittsbereich. Eine Legasthenie-Diagnose wird (zumeist) dann gestellt, wenn die Lese- und/oder Rechtschreibleistung bei Prozentrang 10 oder darunter liegt.

Der Unterschied zwischen Legasthenie und Lese-Rechtschreibschwäche

Wird dieser Prozentrang 10 als Cut-Off-Wert nicht erreicht bzw. unterschritten, und liegt die  Lese- und/oder Rechtschreibleistung des Kindes aber dennoch im unterdurchschnittlichen Bereich, handelt es sich zumeist um eine Lese- und/oder Rechtschreibschwäche.

Sind Legastheniker im Lesen UND Rechtschreiben schwach?

Nein, hier gibt es unterschiedlichste Ausprägungen. Bei der „klassischen“ Legasthenie-Diagnose muss zumindest die Lesefertigkeit beeinträchtigt sein. Demgegenüber steht die isolierte Rechtschreibstörung, bei der das Kind zwar durchschnittlich gut liest, jedoch deutliche Defizite in der Rechtschreibung aufweist.

Ab wann lässt sich Legasthenie feststellen?

Eine gesicherte Überprüfung, ob das Kind Legastheniker ist oder nicht, kann ab Mitte der zweiten Klasse Volksschule durchgeführt werden. Sollten Sie jedoch schon vorher Bedenken haben, bzw. es in der Familie bereits Betroffene geben oder Ihr Kind sehr unwillig liest oder schreibt, ist es sinnvoll die sogenannten Vorläuferfähigkeiten und Risikofaktoren zu überprüfen und es gegebenenfalls schon früher gezielt unterstützen lassen. Das erspart dem Kind unnötige Frustrationen.

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